Strand, Mord und Meer – Sommerfreizeit an der Ostsee

Von Emilia Köppen / Teilnehmerin / 16 Jahre

Einmal jährlich können sich Kinder und Jugendliche aus Babenhausen und den Stadtteilen für eine Sommerreise mit der Babenhäuser Kinder- und Jugendförderung anmelden. Dieses Jahr ging die Reise direkt ans Meer – in die Kleinstadt Grömitz an der Ostsee.

Trotz Komplikationen aufgrund des unglücklichen und kurzfristigen Ausfalls eines Betreuers, fuhren 24 Kinder und Jugendliche zwischen zwölf und 16 Jahren am 21. August zusammen mit drei Betreuern von der Babenhäuser Kinder- und Jugendförderung pünktlich los, um etwa acht Stunden später an der „Matrosenkoje“ in Grömitz anzukommen. Kaum war ein Fuß über die Türschwelle gesetzt, verschwanden einige Teilnehmer*innen auch schon an den nur knapp hundert Meter entfernten Sandstrand, doch dieser sollte nicht die einzige Attraktion bleiben, die die Reise zu bieten hatte.

Am Tag nach der Anreise ließ man es erst einmal locker angehen: Strand erkunden, Organisation und ungezwungenes Einleben. Zudem musste groß eingekauft und die Speisekammer gefüllt werden, da es sich um eine Selbstversorgerfreizeit handelte. Am zweiten Abend erhielten die beiden Betreuer Michael und Tim schließlich die angeforderte Unterstützung in Person der mit dem Zug angereisten Julia, welche sich netterweise bereit erklärt hatte, die Aufgabe des ausgefallenen Betreuers zu übernehmen.

Mittwochs stand nun der Besuch eines Erlebnisparks bevor, doch noch auf dem Parkplatz der Ferienunterkunft wurden die Teilnehmer*innen in einen weiteren Teil des Programms eingeweiht: In das sogenannte „Mörder-Spiel“. Dieses wurde von nun an teils über mehrere Tage am Stück gespielt. Wer die Pik-Dame aus dem Stapel zog, wurde nun spielerisch zum „Mörder“ und konnte eben diese Karte benutzen, um panisch schreiende Opfer aus dem Weg zu räumen. Die „Unschuldigen“ hatten dann jeden Abend in einer Besprechung die Möglichkeit, Beschuldigungen zu formulieren, wenn sie dachten, den oder die Täter/in entlarvt zu haben. Doch Vorsicht: Wäre die Anklage falsch, so stürben - fiktiv natürlich - sowohl der Ankläger als auch der Angeklagte. Ein Riesenspaß und gleichzeitig eine taktische Aufgabe.

Der nächste Tag war ein Ausflugstag. Am Erlebnispark in Warnsdorf angekommen, wurde allen Teilnehmer*innen jedoch schnell bewusst, dass dieser „Karls Erdbeerhof“ eher für jüngere Besucher gedacht ist. Doch nichtsdestotrotz fuhr man Traktor, trank Slush-Eis aus palmenförmigen Behältern, besuchte bunte Lebensmittelläden voll mit Erdbeermarmelade und bunten Bonbons, kaufte Souvenirs und glitt im Kartoffelsack die breite Rutsche hinunter. Nachmittags ging es dann nochmals an den nahegelegenen Strand, da war der Vormittag längst vergessen.

Am Donnerstag stand dann eine Radtour auf dem Programm. Man mietete Fahrräder und fuhr mit der gesamten Gruppe durch idyllische Landschaften, ruhige Kleinstädte und machte Rast am Kloster Cismar und am Leuchtturm Dahmeshöved. Am Strand in Kellenhusen genossen die Jugendlichen anschließend den weichen Sandstrand, sammelten Steine und Muscheln, spielten Ball oder sprangen trotz der kühlen Temperaturen des Wassers von Holzpfählen ins klare Meer, bevor es über den Deich mit dem Rad zurück nach Grömitz ging.

Doch auch die „Matrosenkoje“ und ihr weitläufiges Grundstück ließen viel Platz und Raum für Beschäftigung, wie man auch am Freitag vor dem Grömitzer Festival „Ostsee in Flammen“ merkte. Ob Volleyball, Fußball, Handball oder Tischtennis - mit den mitgebrachten Bällen und dem Material der Kinder- und Jugendförderung vertrieb man sich vormittags ganz unterschiedlich die Zeit … und währenddessen wurde fleißig weitergemordet, bevor es nach dem Abendessen zur Seebrücke und an den Strand von Grömitz ging. Kunterbuntes Riesenradfahren, Lichtschwerter, Crêpes und Muzen kaufen oder einfach der Musik der einzelnen Künstler lauschen – hier gab es einiges zu sehen. Pünktlich um 22.45 Uhr hieß es dann „Licht aus, Feuerwerk an!“ Das spektakuläre Feuerwerk, welches die Veranstaltung „Ostsee in Flammen“ abschließt, war der Höhepunkt, den die Gruppe und ihre Betreuer hautnah miterleben durften.

Das Wochenende startete dann mit einer Stadtrallye an eben diesem Strand: „Wofür steht DLRG?“, „Schießt Grimassen-verzerrte Selfies vor der Grömitzer Tauchgondel!“ oder „Welche alkoholische nordische Spezialität wird hier angepriesen?“ waren nur einige der Fragen und Aufgaben, die die vier Gruppen zu lösen hatten. Von der Versprechung einer unbekannten Belohnung angetrieben, liefen die zufällig ausgelosten Teams nach Grömitz, um den höchsten Punkt der Promenade zu finden, eine Münze prägen zu lassen, zufällige Gegenstände gegen finanziell Hochwertigere zu tauschen oder Geschichtswissen bis ins 19. Jahrhundert zu sammeln.

Als Überraschung erhielten die Teilnehmer während der allabendlichen Besprechung noch die Option, am darauffolgenden Tag den Hansa-Park in Sierksdorf zu besuchen oder alternativ angeln zu gehen. So ging es für eine Gruppe um sechs Uhr morgens mitten auf das Meer, um Hochseeangeln zu betreiben und für die andere in den beliebten Freizeitpark. Während der ein oder andere Kilometer entfernt mit diversen Achterbahnen, inklusive Looping, fuhr, die Aussicht vom Free-Fall-Tower genoss oder sich auf Schiffsschaukeln, Kettenkarussellen oder Wildwasserbahnen vergnügte, wurden draußen auf der glatten Ostsee fleißig Schollen gefangen.

Der Anfang der nächsten Woche sollte etwas ruhiger und organisatorisch geprägt vorüberziehen. In der Stadt einkaufen, kochen, die freie Zeit vor Ort genießen - und wer Glück hatte und gerade aufpasste, konnte morgens Hasen, Rehe und Eichhörnchen über das Feld der Unterkunft huschen sehen. Am Abend verspeiste man den Fang des Vortags; von den jungen Anglern selbst zubereitet. Lautes Gejubel hörte man anschließend bei der Siegerehrung der Stadtrallye: Mit 25 Punkten gewann das kreativste Team, das für den höchsten Punkt der Strandpromade auf eine elf Meter hohe Rutsche am Strand geklettert war.

Shoppingtouren, Museen wie das Günter-Grass-Haus, das ehemalige Kloster Sankt Annen oder das berühmte Holstentor besuchen, Lübecker Marzipan kaufen oder einfach ziellos durch die schmucke Altstadt schlendern, dies waren bloß einige der Aktivitäten, die dienstags bei der Erkundung der Hansestadt Lübeck unternommen werden konnten.

Mittwoch, der letzte Tag vor der Abreise: Aufräumen! Flure, Aufenthaltsräume und natürlich die eigenen Zimmer aufräumen und putzen - was bei so manchen bitter nötig war - und natürlich packen, was schon gepackt werden konnte. Schon morgens nach dem Frühstück wurden eifrig Schränke abgewischt, Zimmer ausgefegt und gesaugt; alles wurde von jeglichem Sand befreit. Nach dem Mittagessen teilte man noch Teams ein: Küche und Speisesaal putzen, die Turnhalle fegen oder Material sortieren - alles musste wie zu Beginn der Freizeit hinterlassen werden.

Abends dann wieder Erholung und der letzte gemeinsame Ausflug: Abendessen am Grömitzer Strand. Danach Beachvolleyball, am besten zusammen mit amüsierten Zuschauern aus Strandrestaurants. Und schließlich: Auflösung der letzten Runde des „Mörder-Spiels“, bevor es an die allabendliche Routine ging – die Karten des Spiels konnten die Kinder als Andenken behalten.

Am nächsten Morgen hieß es Frühstück ab 7.00 Uhr. Anschließend Küche ausräumen, Lebensmittel verstauen und Koffer bzw. Taschen zu Ende packen und in die Busse verräumen, den Müll entsorgen oder noch hier und da fegen und saugen.

Vor der Abreise bekamen die Teilnehmer*innen dann noch eine besondere Überraschung: Briefumschläge voll mit kleinen, persönlichen Nachrichten eines jeden Teilnehmers der Gruppe. Um 9:30 Uhr ging es endlich los. Zwei Stopps und ein paar Staus später, kamen alle Teilnehmer um sechs Uhr abends nach zehn Tagen Abwesenheit wieder in Babenhausen an, wo ihre Familien bereits vor dem JUZ auf sie warteten. Mit etwas Wehmut und ein, zwei Abschiedsworte später ging es auch schon zurück ins eigene Heim und es war trotz der Wiedersehensfreude schade, dass die Reise schon wieder vorbei war.

Sicher freut man sich schon auf die nächste Fahrt in einem Jahr; auf einen neuen Ort zum Entdecken, neue Freunde und alte Gesichter und einen tollen Teamgeist, wie ihn die Betreuer vor allem in der zweiten Hälfte der Freizeit beobachten konnten.